Die Selbstständigkeit bietet viele Vorteile: Freiheit, Flexibilität und die Möglichkeit, das eigene Unternehmen nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Doch sie birgt auch Risiken – insbesondere das Risiko eines plötzlichen Einkommensverlusts. Während Angestellte automatisch über die gesetzliche Arbeitslosenversicherung abgesichert sind, müssen Selbstständige selbst entscheiden, ob sie sich freiwillig versichern möchten.
Aber lohnt sich das wirklich? Und wer kann sich überhaupt freiwillig versichern? In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung für Selbstständige.
Was ist die freiwillige Arbeitslosenversicherung für Selbstständige?
Die freiwillige Arbeitslosenversicherung ermöglicht es Selbstständigen, sich gegen den Verlust ihrer Einkünfte abzusichern. Falls die Selbstständigkeit scheitert, erhalten sie – unter bestimmten Bedingungen – Arbeitslosengeld I (ALG I), statt direkt auf Bürgergeld (ehemals Hartz IV) angewiesen zu sein.
Diese Versicherung ist eine Option für Selbstständige, die sich eine gewisse finanzielle Sicherheit bewahren möchten, falls ihr Geschäft nicht wie geplant läuft.
Wer kann sich freiwillig versichern?
Nicht jeder Selbstständige kann einfach der Arbeitslosenversicherung beitreten. Es gelten bestimmte Voraussetzungen:
- Vorherige Beschäftigung: Du musst vor der Selbstständigkeit mindestens 12 Monate in den letzten 30 Monaten sozialversicherungspflichtig angestellt gewesen sein oder ALG I bezogen haben.
- Frist zur Anmeldung: Die freiwillige Versicherung muss innerhalb von drei Monaten nach Beginn der Selbstständigkeit bei der Agentur für Arbeit beantragt werden.
- Mindestarbeitszeit: Die Selbstständigkeit muss mindestens 15 Stunden pro Woche umfassen.
Wichtig: Wer die Drei-Monats-Frist verpasst, kann später nicht mehr beitreten!
Was kostet die freiwillige Arbeitslosenversicherung?
Die Beiträge zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung sind im Vergleich zu anderen Sozialversicherungen relativ günstig – allerdings steigen sie nach dem ersten Jahr deutlich an.
Beiträge 2024 (monatlich):
- 79,80 € (West) | 75,60 € (Ost) im ersten Jahr
- 159,60 € (West) | 151,20 € (Ost) ab dem zweiten Jahr
Der Beitragssatz beträgt aktuell 2,6 % (West) und 2,4 % (Ost) des fiktiven Einkommens, das für Selbstständige angesetzt wird.
Welche Leistungen bietet die Versicherung?
Wenn du deine Selbstständigkeit aufgeben musst und dich arbeitslos meldest, erhältst du Arbeitslosengeld I. Die Höhe hängt von deinem vorherigen Einkommen ab.
Höhe des Arbeitslosengeldes:
- 60 % deines durchschnittlichen Netto-Einkommens (wenn du keine Kinder hast)
- 67 % mit Kindern
Die Bezugsdauer richtet sich nach deinem Alter und deiner vorherigen Versicherungszeit:
- Bis 50 Jahre: Maximal 12 Monate ALG I
- Über 50 Jahre: Bis zu 24 Monate ALG I (bei mindestens 48 Monaten Beitragszeit)
Lohnt sich die freiwillige Arbeitslosenversicherung?
Ob die Versicherung sinnvoll ist, hängt von deiner individuellen Situation ab. Hier eine Pro- und Contra-Liste zur Entscheidungshilfe:
Vorteile
- Finanzielle Sicherheit, falls die Selbstständigkeit scheitert
- Relativ niedrige Beiträge im ersten Jahr
- Kein sofortiger Wechsel ins Bürgergeld (ehemals Hartz IV)
Nachteile
- Beiträge verdoppeln sich ab dem zweiten Jahr
- Arbeitslosengeld ist oft niedriger als erwartet
- Anspruch erlischt, wenn du nicht genügend Beiträge eingezahlt hast
Für wen lohnt es sich?
- Neugründer, die unsicher sind, ob ihre Geschäftsidee langfristig erfolgreich ist
- Selbstständige mit hohem Einkommen, die einen entsprechend höheren ALG-I-Anspruch haben
- Personen mit wenig Ersparnissen, die eine finanzielle Absicherung benötigen
Wer hingegen ein stabiles Geschäft hat oder sich privat absichern kann, sollte gut abwägen, ob die Versicherung wirklich notwendig ist.
Alternativen zur Arbeitslosenversicherung
Falls du dich gegen die freiwillige Arbeitslosenversicherung entscheidest, gibt es andere Möglichkeiten, dich abzusichern:
- Private Arbeitslosenversicherung: Einige Versicherer bieten spezielle Tarife für Selbstständige an.
- Ersparnisse aufbauen: Mindestens 3–6 Monatsgehälter als Rücklage sind empfehlenswert.
- Diversifizierung: Mehrere Einkommensquellen reduzieren das Risiko plötzlicher Einnahmeausfälle.
Fazit: Sicherheit oder überflüssige Kosten?
Die freiwillige Arbeitslosenversicherung kann eine sinnvolle Absicherung sein – besonders für Gründer oder Selbstständige mit unsicherer Auftragslage. Allerdings sollte man bedenken, dass die Beiträge ab dem zweiten Jahr stark steigen und das Arbeitslosengeld oft niedriger ausfällt als erwartet.
Unser Tipp: Prüfe deine finanzielle Lage genau und entscheide, ob die Versicherung für dich wirklich notwendig ist. Falls du dich dafür entscheidest, vergiss nicht die Drei-Monats-Frist für die Anmeldung!