Arbeitnehmerüberlassung für IT Freelancer erklärt

Freelancer in der Arbeitnehmerüberlassung kombinieren die Vorteile beider Welten

Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und verursacht eine erhöhte Nachfrage nach IT-Spezialisten. Unternehmen sind kaum in der Lage, diese Nachfrage durch spezielle Ausbildungen oder Weiterbildungen selber zu decken.

Gerade in der IT werden die Themen immer komplexer, sodass Fachkräfte vonnöten sind, die ein umfangreiches Know-how in diesem Gebiet vorweisen können. Während der Corona-Krise hat die Digitalisierung einen weiteren Aufschwung erfahren, der die Nachfrage nach Fachkräften noch einmal verschärft hat.

Ziel dieses Beitrages ist es, die Vor- und Nachteile der Arbeitnehmerüberlassung anschaulich darzustellen. Anschließend soll erläutert werden, warum gerade die Arbeitnehmerüberlassung bei Freelancern so beliebt ist.

Was wird unter Arbeitnehmerüberlassung verstanden?

Benötigt ein Unternehmen zusätzliches Personal, kann sich dieses an eine Arbeitnehmerüberlassung wenden. Ein Vertrag kommt dann zustande, wenn ein geeigneter Mitarbeiter gefunden wurde. Dieser wird dann an den Kunden entliehen für eine Dauer, die von vornherein festgelegt wird.

Einsätze von weniger als 3 Monaten sind genauso üblich wie längere Einsätze. Die Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten darf dabei nicht überschritten werden. Nach diesem Zeitraum muss sich der Arbeitgeber entscheiden, ob er den Arbeitnehmer in ein festes Arbeitsverhältnis übernimmt oder sich von diesem trennen möchte.

War ein Zeitarbeitnehmer im Betrieb bereits 9 Monate beschäftigt, hat dieser ab dem 10. Monat Anspruch auf Equal Pay. Das bedeutet: Er darf vom Gehalt her nicht schlechter gestellt sein als ein fest angestellter Mitarbeiter in der gleichen Position des jeweiligen Unternehmens.

Der Zeitarbeitnehmer erhält von der Personalvermittlung einen unbefristeten Vertrag und wird auch von dieser vergütet. Dem Kunden werden Arbeitsstunden in Rechnung gestellt. In diese Rechnung fließen Krankheitstage oder Urlaubstage nicht mit ein. Der Kunde muss folglich nur für die wirklich geleisteten Arbeitsstunden aufkommen.

Welche Vorteile sind für das Unternehmen mit der Zeitarbeit verbunden?

Unternehmen, die sich für Zeitarbeit entscheiden, profitieren von viel Flexibilität. Oft greifen diese auf Arbeitnehmerüberlassungen zurück, um Produktionsausfälle zu vermeiden oder um Engpässe aufgrund saisonaler Schwankungen zu überbrücken. Durch die Arbeitnehmerüberlassung stehen sie in keiner Verpflichtung, langfristige Bindungen einzugehen und können schnell und unkompliziert zusätzliches Personal einstellen.

Eine gute Auftragslage sorgt in vielen Unternehmen dafür, dass personelle Engpässe entstehen. Entscheiden sich diese Arbeitgeber dann für die Arbeitnehmerüberlassung, sind die notwendigen Fachkräfte innerhalb kürzester Zeit verfügbar. Das Unternehmen bleibt wettbewerbsfähig und kann sich weiterentwickeln.

Gerade, wenn die Auftragslage sehr gut ist fallen in einem Unternehmen viele Tätigkeiten an. Die Stammbelegschaft muss Überstunden leisten und Arbeiten übernehmen, die sonst nicht zu ihren Tätigkeitsbereichen zählen.

Das führt schnell zu einer mangelnden Motivation und Überforderung bei bestehenden Mitarbeitern. Die Arbeitnehmerüberlassung kann hier Abhilfe schaffen, indem die Stammbelegschaft entlastet wird.

Viele Zeitarbeitnehmer konnten bereits in mehreren Unternehmen die unterschiedlichsten Erfahrungen sammeln. Da Zeitarbeitnehmer oft Einsätze von weniger als 3 Monaten haben, lernen sie die verschiedensten Betriebe inklusiver unterschiedlicher Strukturen und Arbeitsweisen kennen. Dadurch haben sie oft eine andere Sichtweise auf bestimmte Dinge und punkten mit einem umfangreichen Know-How.

Hinzu kommt, dass sie aufgrund von diversen Weiterbildungen immer auf dem neuesten Stand sind. Von diesen Vorzügen profitiert das Unternehmen. Der Zeitarbeitnehmer bringt damit frische und innovative Ideen in das Unternehmen und ermöglicht einen anderen Blickwinkel auf verschiedene Sachverhalte.

Damit Zeitarbeitnehmer zur Verfügung stehen, brauchen Unternehmen nur die Anforderungen an den jeweiligen Personaldienstleister übermitteln. Innerhalb kurzer Zeit kann dieser dann auf einen großen Pool an Bewerbern zugreifen. Auch die Kosten und der administrative Aufwand halten sich für die Unternehmen in Grenzen.

Kein zusätzliches Personal muss damit beauftragt werden, Stellenanzeigen zu schalten und diese auf dem neuesten Stand zu halten. Die Kosten für die Zeitarbeitnehmer sind auch überschaubar. Für das Unternehmen fallen nur dann Kosten an, wenn die Arbeitnehmer auch wirklich anwesend sind. Und auch hier werden nur die tatsächlich geleisteten Stunden abgerechnet. Lohnnebenkosten sind vom Unternehmen nicht zu bezahlen, sondern lediglich der vereinbarte Stundensatz.

Für Unternehmen bietet die Arbeitnehmerüberlassung die Chance, einen zukünftigen Mitarbeiter erst einmal kennenzulernen. Ein Vertrag mit einer Arbeitnehmerüberlassung dient damit beiden Parteien als verlängerte Probezeit.

Nach einer bestimmten Zeit kann der Arbeitgeber beurteilen, ob der Mitarbeiter eine Bereicherung für das Unternehmen darstellt und in das Team passt. Da von einem Zeitarbeitnehmer die gleichen Arbeiten verrichtet werden wie von einem fest angestellten Mitarbeiter und dieser auch seinen Weisungen unterworfen ist, können diese Kriterien im Rahmen einer Beurteilung herangezogen werden.

Fällt sein Urteil positiv aus, kann dieser dem Mitarbeiter einen festen Arbeitsvertrag in seinem Unternehmen anbieten.

Mit welchen Nachteilen müssen Unternehmen rechnen?

Die Vermittlung von Personal kann natürlich auch mit einigen Nachteilen verbunden sein. So kann es vorkommen, dass Arbeitgeber unmotivierte Arbeitskräfte erhalten. Das liegt daran, dass sich die Zeitarbeitnehmer oft nicht zu dem Unternehmen dazugehörig fühlen und auch von der Gehaltsklasse nicht gleichgestellt sind.

Bei sehr kurzen Einsätzen folgt in der Regel auch keine Übernahme. Folglich sehen die Zeitarbeitnehmer für sich keine Perspektiven in dem Unternehmen, was zu einer sinkenden Motivation und Leistungsbereitschaft führt.

Zum anderen kann es passieren, dass der Arbeitgeber Mitarbeiter erhält, die nur unzureichende Berufserfahrungen vorweisen können. Sind komplexe Strukturen an der Tagesordnung, kann es schwer werden, die Mitarbeiter gut einzuweisen.

Die Vor- und Nachteile für die Zeitarbeitnehmer

Auch für den Arbeitnehmer ergeben sich aus der Arbeitnehmerüberlassung einige Vor- und Nachteile. Vorteilhaft wirkt sich etwa aus, wenn Arbeitnehmer nach einer längeren Auszeit wieder Fuß fassen wollen. Durch die Zeitarbeit haben sie die Möglichkeit, verschiedene Unternehmen kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln.

Während sich bei Zeitarbeit Leerlaufzeiten überbrücken lassen, enden einige Zeitarbeitsverhältnisse in festen Beschäftigungsverhältnissen. Nicht nur der Arbeitgeber, sondern auch der Arbeitnehmer kann vorab testen, ob ihm das Unternehmen, die Art der Beschäftigung und das kollegiale Umfeld zusagen.

Diese Form der Beschäftigung bietet sich für gering qualifizierte und Arbeitslose genauso an wie für Fachkräfte. Zunehmend werden durch Arbeitnehmerüberlassungen auch qualifizierte Fachkräfte vermittelt. Sie werden in das Unternehmen integriert und erhalten, wenn sie 9 Monate im Betrieb beschäftigt sind, die gleiche Bezahlung wie fest angestellte Mitarbeiter.

Auf der anderen Seite wirkt sich nachteilig aus, dass Zeitarbeitnehmer oft die gleiche Arbeit verrichten wie fest angestellte Mitarbeiter, sie werden aber in den ersten Monaten wesentlich schlechter vergütet. Wird ihre Arbeitskraft nicht mehr benötigt, kann der Arbeitgeber sich flexibel von ihnen befreien.

Für viele Zeitarbeitnehmer ist es belastend, wenn sie sich erfolgreich in ein Team integriert haben und ihre Arbeit mit viel Freude verrichten und dieses Umfeld nach einer bestimmten Zeit wieder verlassen müssen. So müssen diese zwar die gleichen Arbeiten verrichten wie fest angestellte Mitarbeiter und sind auch an die Weisungen des Unternehmens gebunden, allerdings fühlen sie sich aufgrund des Arbeitnehmerüberlassungsvertrages nicht richtig zugehörig.

Warum ist die Arbeitnehmerüberlassung bei Freelancern verbreitet?

Viele Unternehmen haben einen erhöhten Bedarf an Spezialisten wie beispielsweise IT-Fachkräften, wenn ein bestimmtes Projekt ansteht. Im Grunde haben sie in dieser Situation dann zwei Möglichkeiten: Entweder sie nehmen eine externe Dienstleistung in Anspruch (Outsourcing) oder sie wenden sich an Freelancer.

Im Gegensatz zum Outsourcing hat Freelancing den Vorteil, dass keine erhöhte Kommunikation erforderlich ist und bürokratische Probleme auftauchen. Zudem besteht beim Outsourcing eine erhöhte Abhängigkeit von einem externen Dienstleister. Bei einem Freelancer besteht die Gefahr der erhöhten Abhängigkeit nicht.

Oft ist es mit einem erhöhten Aufwand verbunden, in eine eigene IT zu investieren. Das Personal muss entsprechend ausgebildet und geschult werden. Selbst nach diesen Maßnahmen ist es ungewiss, ob das Personal über das notwendige Know-how verfügen wird, um das Unternehmen langfristig zu unterstützen.

Beauftragen Unternehmen hingegen einen Spezialisten, der sich mit der Materie auskennt, ist dies nicht nur kostengünstiger, sondern diese Variante ist oft auch qualitativ hochwertiger. Ein IT-Spezialist ist Experte auf seinem Gebiet und kann effizienter und effektiver arbeiten. Durch die ständigen Veränderungen in der Digitalisierung haben Spezialisten einen Blick für neue Herausforderungen und passen sich diesen optimal an.

Da Unternehmen für eine bestimmte Zeit (für die Dauer eines Projektes) einen Spezialisten benötigen, kommen hierfür Freelancer infrage, die über die Arbeitnehmerüberlassung vermittelt werden. Das Leben eines Freelancers ist oft begleitet von Unsicherheit, einer schwankenden Auftragslage und einer unzureichenden sozialen Absicherung.

Diese Probleme werden durch das Freelancing in der Arbeitnehmerüberlassung aufgegriffen, sodass die Spezialisten neben einem bezahlten Urlaub sogar eine Lohnfortzahlung im Falle einer Krankheit erhalten. Sie werden vollständig in das Unternehmen integriert, lernen dort unterschiedliche Arbeitsweisen und Strukturen kennen, können wertvolle Erfahrungen sammeln und ihr Netzwerk weiter ausbauen.

Die Arbeitnehmerüberlassung vereint die Vorzüge des Freelancer-Daseins mit den Vorteilen des Angestelltenverhältnisses. Ihre Selbstständigkeit bleibt erhalten und sie sind frei in ihrer Projektauswahl. Sie können sich folglich für die Tätigkeiten entscheiden, die ihnen zusagen und müssen sich nicht langfristig an ein Unternehmen binden. Auf der anderen Seite profitieren sie von bestimmten Vorzügen wie der Lohnfortzahlung und bezahltem Urlaub.

Fazit

Die Arbeitnehmerüberlassung ist mit einigen Vor- und Nachteilen verbunden. Arbeitnehmer können durch verschiedene Einsätze viele Erfahrungen sammeln und Weiterbildungen in Anspruch nehmen. Sind sie für eine bestimmte Zeit bei dem Unternehmen beschäftigt, erhalten sie auch eine angemessene Vergütung.

Schließlich bietet die Arbeitnehmerüberlassung immer auch die Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen. Nicht selten münden Zeitarbeitsverträge in festen Arbeitsverhältnissen. Aber nicht nur für gering qualifizierte Arbeitnehmer oder Personen, die schon länger auf Arbeitssuche sind, eröffnen sich auf diese Weise neue Chancen.

Auch bei Freelancern ist diese Art der Zusammenarbeit durchaus attraktiv. Einerseits müssen sie ihre Selbstständigkeit nicht aufgeben und können frei entscheiden, welche Projekte sie annehmen wollen, andererseits kommen sie in den Genuss der Lohnfortzahlung bei Krankheit oder wenn sie sich Urlaub nehmen wollen. Das gibt ihnen ein Stück der Sicherheit zurück, die ihnen durch die Selbstständigkeit abhandengekommen ist.

4 Kommentare zu „Arbeitnehmerüberlassung für IT Freelancer erklärt“

  1. Joachim von Manger

    Über die steuerlichen Konsequenzen eines Freelancers, welcher in ein ANÜ Vertrag gezwungen wird, berichten sie leider nicht. Beispielsweise die steuerliche Berücksichtigung des PKWs, als Freelancer oder als ANÜ. Gleichzeitig ist die Tendenz am Mark, die entsprechenden Sätze für ANÜs zu senken, welche dann erheblich unter dem eines Freelancers liegen. Meine Erfahrung ist: Gleiches Risiko, bei weniger Einkünften und geringeren steuerlichen Möglichkeiten. Der Vorteil liegt beim Vermittler.

  2. Ich sehe absolut keinen Vorteil in die ANÜ für die Freelancer: schlechteres Einkommen, gleiches Risiko.
    Es ist nur vorteilhaft für die Leute, die gezwungen werden in Scheinselbständigkeit zu gehen wie beim Lieferservice, dort werden die Leute nicht mehr ausgenommen. Für qualifizierte Experten ist es DAS Verlierergeschäft

    1. Hi David,

      ja, aus meiner Erfahrung als IT-Experte ist die ANÜ gefühlt populär geworden, aufgrund der unklaren Gesetzeslage zum Thema Scheinselbständigkeit.

      Der Verdienst ist für IT-Freelancer eigentlich immer deutlich schlechter in der ANÜ als bei einem direkten Vertrag.

      Stimme dir zu!

  3. Ich bin zwar nicht IT-ler, sondern HR-ler, aber die vorgenannten Beiträge treffen ins Schwarze: d.h. einseitige, nicht ausgewogene Berichterstattung. Die steuerliche Behandlung des Firmenwagens kann unterjährig nicht gewechselt werden, weil das gesetzlich nicht möglich ist. Also zahle ich als freelance in ANÜ drauf. Was ist mit den weiteren Betriebskosten als freelance? Wie läuft die Kombination von freiwillig gezahlten RV-Beiträgen als freelance und ANÜ-Angestellten-Verbeitragung. Davon sagt der Artikel nichts; er ist oberflächlich und tendenziös pro ANÜ. ANÜ ist in Belgien, in Frankreich, in Niederlande ein erstklassiger Markt, einmal vom Image her und teilweise auch, weil Weiterbildung für den ANÜler vorgeschrieben ist, die das ANÜ-Unternehmen bezahlten muss. In Deutschland ist man/frau bei ANÜ im Markt der 2. Klasse.

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